Samstag, 12. September 2009

Ariana Franklin: Mistress of the Art of Death

England im Jahr 1170: in Cambridge sind mehre Kinder verschwunden und auf grausame Art getötet worden. Die Stadtbevölkerung beschuldigt die Juden, die deswegen aus ihren Häusern flüchten und auf der Burg Zuflucht suchen mußten. König Henry II liegt daran, den wahren Schuldigen der Kindermorde zu finden, denn er braucht die Juden als Steuerzahler und Kreditgeber. Aus Salerno in Italien wird deswegen die junge Ärztin Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar nach England befohlen, denn Adelia hat besondere Kenntnisse: sie ist eine Totenleserin, die vom Zustand einer Leiche Rückschlüsse auf die Todesart ziehen kann. Als Adelia in Cambridge ankommt, versuchen sie und ihre Reisegefährten unter der mißtrauischen Beobachtung der Stadtbewohner und der Kirche, die Verbrechen aufzuklären. Doch der Mörder merkt, daß man ihm auf die Spur kommt, und beginnt Adelia und ihre Freunde anzugreifen...

Mistress of the Art of Death ist ein spannender Krimi, wie er sein soll. Langsam erhält Adelia - und damit auch der Leser - immer mehr Hinweise, was geschehen sein könnte, bis zur spannenden und dramatischen Auflösung. Die Charaktere des Buches wirken weitestgehend realistisch, denn auch die "Guten" haben gute und schlechte Eigenschaften, Vorlieben und Abneigungen.

Mit Adelia selbst hatte ich allerdings ein kleines Problem, denn in einer Hinsicht kann ich sie überhaupt nicht verstehen. Sie ist eigentlich eine sehr mitfühlende Person: sie haßt, was den getöteten Kindern angetan wurde, und deren Verwandte tun ihr leid. Da sie als Ärztin ausgebildet ist, versucht sie alles, um Kranken und Verletzten zu helfen. Doch ihr eigenes Schicksal nimmt sie mit verblüffender Gelassenheit hin.

Man muß sich das mal vorstellen: Adelia ist eine junge Frau, die ihre geliebten Pflegeeltern verlassen muß, um eine monatelange, beschwerliche und gefährliche Reise in ein fremdes Land anzutreten. Unterwegs stirbt ihre beste Freundin und Vertraute. In England angekommen, muß ihr Reisegefährte Mansur vorgeben, der Arzt zu sein, und Adelia selbst muß als seine Gehilfin auftreten, denn die Einwohner von Cambridge sind der festen Überzeugung, daß es Hexerei ist, wenn eine Frau etwas anderes tut als putzen, kochen, beten und Kinder kriegen. Schließlich steht sie sogar völlig mittellos da, denn als Frau kann sie das für sie hinterlegte Geld nicht beim Bankier abheben. Am Ende des Buches befiehlt König Henry Adelia, in England zu bleiben. Und auch da bleibt sie noch ziemlich ruhig! Also ich hätte an ihrer Stelle geschrien und getobt und versucht, zu fliehen.

Trotzdem fand ich das Buch sehr unterhaltsam, und das ist schließlich die Hauptsache.

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