Sonntag, 13. September 2009

Rebecca Gablé: Das zweite Königreich

England im Jahr 1064: Caedmon von Helmsby ist der Sohn eines Landadligen (eines Thanes) und einer Normannin und wird bei einem Wikingerüberfall schwer verletzt. Da er nun als Krüppel gilt, schickt ihn sein Vater als Übersetzer mit einem der Anwärter auf den englischen Thron in die Normandie. Dort wird er als Ritter ausgebildet und macht sich Freunde und Feinde, bis er schließlich mit der Armee Wilhelms des Eroberers nach England zurückkehrt. An dessen Hof wird er nach und nach zu einem wichtigen Mann, der versucht, sich für die angelsächsische Bevölkerung einzusetzen. Durch eine Affäre mit der Frau eines anderen setzt er jedoch alles aufs Spiel, und seine Feinde hören nicht auf, gegen ihn zu intrigieren...

Selbst wenn man bedenkt, daß das Buch sehr dick ist (875 Seiten), deckt es eine enorm lange Zeit (23 Jahre) und eine Menge Handlung ab. Da kommen die Interaktionen zwischen den Personen und die Charakterisierungen hier und da ein wenig zu kurz. Trotzdem ist es ein wirklich unterhaltsames Buch, und obwohl ich bei manchen von Caedmons Handlungen dachte: "oh nein, das machst du doch jetzt nicht...laß das lieber sein", war er ein sympathischer Held. Insgesamt sind die Handlungen der Personen aus dem Buch jedoch plausibel, und die "laß das lieber sein"-Momente kamen immer dann, wenn es um Caedmon und seine heimliche Affäre ging. Da die Autorin lt. Klappentext Mediävistin ist, gehe ich davon aus, daß die Geschichte weitestgehend korrekt dargestellt wird, und diese Teile des Buches sind wirklich interessant. So hatte ich bisher z. B. keine Ahnung, daß Wilhelm der Eroberer die Insel nicht nur erorbert hat, sondern auch einige wichtige Reformen durchgeführt hat oder durchführen wollte. Und selbst bei seinen grausamsten Verbrechen bekommt man noch einen Hinweis darauf, was ihn dazu motiviert haben könnte. Daß man einen guten Grund gehabt zu haben glaubt, macht das Enteignen oder gar Töten hunderter von Menschen natürlich nicht akzeptabel oder entschuldbar, aber ein Mensch, der selbst felsenfest davon überzeugt ist, daß Gott ihn zum Regieren bestimmt hat, kann wohl schon auf komische Gedanken kommen. Kriege ich Ärger, wenn ich als Beispiel ein paar Personen aus der Gegenwart nenne?...Na, ich lasse es lieber.

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