Donnerstag, 22. Oktober 2009

Die Bücher-Relativitätstheorie

Jeder, der gern liest, hat ja so seine eigenen Vorstellungen darüber, wie viele Bücher er idealerweise besitzen möchte und wie er die gern aufbewahren möchte. Habt ihr mal Der Name der Rose gelesen oder den Film gesehen? Das Kloster, in dem die Geschichte sich abspielt, hatte einen ganzen riesigen Gebäudeflügel nur für Bücher. Das wäre meine Idealvorstellung, nur müßte mein Gebäudeflügel natürlich beheizt und gut ausgeleuchtet sein, ein gemütliches Sofa oder einen Schaukelstuhl haben und es müßte einen Getränkeservice geben, der mir Kaffee, Kakao oder Caipirinha bringt.

Tja, soviel zur Phantasie. Die Wirklichkeit ist aber anders, denn zum Aufbewahren von Büchern stehen mir vier Billy-Regale zur Verfügung. Das ist nicht wenig, aber trotzdem ist der Platz begrenzt. Deshalb habe ich mir vorgenommen, nur diejenigen Bücher zu behalten, von denen ich mir ziemlich sicher bin, daß ich sie irgendwann nochmal lesen möchte. Die restlichen versuche ich zu verkaufen, z. B. über ebay, oder sie gegen andere Bücher einzutauschen. Auch da gibt es ja mittlerweile dank Internet verschiedene Möglichkeiten.

Nur habe ich ein Problem, wenn man mich fragt, ob das Buch in einem guten Zustand ist! Für mich ist ein Buch in einem guten Zustand, wenn es noch alle Seiten hat, nicht klebrig ist, keine Zigaretten darin ausgedrückt wurden und niemand eine Ölsardine als Lesezeichen benutzt hat. Mit anderen Worten: den größten Teil meiner Kindheit und Jugend habe ich damit verbracht, teilweise recht mitgenommene Bücher aus der Stadtbücherei zu lesen, und daher bin ich zumindest in Bezug auf die taktilen, olfaktorischen oder visuellen Eigenschaften von Büchern nicht pingelig.

Es hat sich aber gezeigt, daß das, was für mich ein Buch in gutem Zustand ist, für andere eklig und inakzeptabel ist. Ich bin besonders hilflos, wenn ich gefragt werde, ob das Buch nach Zigarettenqualm riecht. Was weiß ich? Ich rauche nicht und in meiner Wohnung tut das auch nur höchst selten mal jemand - aber ich pflege nicht an Büchern zu schnuppern und habe ehrlich gesagt keine Ahnung ob sie riechen und wenn ja, wie. Oder wenn ich gefragt werde, ob die Seiten stark vergilbt sind - wie soll ich das denn wissen? Ich kann erkennen, ob sie vergilbt sind oder nicht, aber ob sie stark vergilbt sind, ist doch auch wieder Ansichtssache.

Tja, ich schätze, dieses Problem könnte nur durch international vereinheitlichte Qualitätsstandards für gebrauchte Bücher gelöst werden. Die EU sollte sich mal darum kümmern. Ich kann die Bücher nur so gut wie möglich beschreiben und inständig hoffen, daß ich nicht an übermäßig pingelige Buchtauschpartner gerate, die sie über irgendeine Eigenschaft des Buchs aufregen, die mir noch nicht mal augefallen ist!

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