Dienstag, 10. November 2009

Lynn Viehl: Shadowlight

Jessa Bellamy hat eine besondere Gabe: wenn sie einen anderen Menschen berührt, kann sie dessen Erinnerungen sehen. Sie gehört zu einer kleinen Gruppe genetisch manipulierter Menschen. Eigentlich darf das niemand wissen, doch Jonah Genaro, der Besitzer eines Unternehmens, das sich mit biotechnologischer Forschung befaßt, ist hinter ihr her. Er braucht Jessas DNS für riskante Experimente und es ist ihm egal, daß sie diese nicht überleben wird. Gaven Matthias ist Mitglied einer geheimen Organisation ebenfalls genmanipulierter Menschen. Er will Jessa retten, doch wie kann er ihr klarmachen, daß er nicht ihr Feind ist?

Lynn Viehl hat schon die Darkyn-Serie, in der es um Vampire geht, geschrieben. Die meisten Teile dieser Serie haben mir gut gefallen - einige waren sogar großartig -, bis auf Evermore, das ich ziemlich konfus fand (und dessen Heldin einen seltsamen Namen hat, den ich partout nicht aussprechen kann). Und den letzten Teil habe ich noch gar nicht gelesen.

Jetzt gibt es also eine neue Serie mit genmanipulierten Menschen mit besonderen Begabungen und komischen Namen. Diese Leute werden Kyndred genannt, aber eine kleinere Gruppe, die sich nur aus einem streng geheimen Online-Forum kennt, nennt sich Takyn. Was lernen wir daraus? Eigentlich nichts. Außer, daß die Autorin vielleicht ihren inflationären Gebrauch des Buchstaben "Y" überdenken sollte.

Shadowlight ist auf keinen Fall ein schlechtes Buch, aber es ist auch kein besonders gutes. Lynn Viehl hat ihre Charaktere und ihre Handlungsstränge wie immer fest im Griff, was ich sehr zu schätzen weiß. Die Handlung ist in sich logisch, sofern man für die Dauer des Buches voraussetzt, daß es genmanipulierte Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder auch Vampire gibt. Es verhält sich auch niemand haarsträubend dumm. Leider lassen mich Held und Heldin aber völlig kalt. Den Helden finde ich sogar ziemlich unsympathisch.

Ich sollte jetzt vermutlich vor einem Spoiler warnen: Gaven ist so eine Art Ötzi. Nur ein bißchen jünger. Er ist ein Römer und wurde kurz nach der Varusschlacht in den Alpen eingefroren. Im 21. Jahrhundert wurde er aufgetaut und war direkt wieder quietschfidel, und, dank der mittlerweile kostbar gewordenen römischen Münzen in seiner Togatasche, auch liquide. Tja, wenn alle Römer so charismatisch und wortgewandt waren wie dieser Gaven, dann wäre das römische Reich sicherlich viel eher und ganz ohne die Hilfe von West-, Ost- und sonstigen -goten untergegangen, wie dieser Dialog beweist:

"You have very fine breasts," he told her. "It will give me pleasure to watch our son suckle them."

Strangely that thought aroused her as much as his touch.
"I'm not pregnant."

His mouth curved. "I will fuck you and give you my seed until you are."

Ist er nicht süß? Ich persönlich wäre ja allerspätestens an dieser Stelle aufgestanden, hätte mich angezogen und ihm die Anschaffung einer Gummipuppe nahegelegt. Aber Jessa, die Heldin, fährt voll darauf ab. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Wie gesagt, es ist kein richtig schlechtes Buch, aber ich war ziemlich enttäuscht. Immerhin habe ich aber etwas über meine deutsche Heimat gelernt, denn es kommt auch ein amerikanisches Touristenpaar vor, das den lieben Daheimgebliebenen von seinen Erlebnissen in Europa erzählt:

1. Wenn man sich in den italienischen Alpen aufhält und die Oma zu Hause in Amerika Schokolade und eine Kuckucksuhr haben will, dann muß man zwangsläufig für einen Tag nach Berlin fahren, um diese Dinge zu besorgen.

2. In Deutschland werden ungefähr 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Hm...mal sehen. Hochdeutsch, Plattdeutsch, Kölsch, Bayrisch, Sächsisch, Hessisch...hier im Ruhrgebiet sprechen wir natürlich nur perfektes Hochdeutsch, außer wenn wir dat grade ma wieda am vergessen sind...ich komme nicht auf 20, noch nicht mal, wenn ich Türkisch und Russisch mitzähle. Vielleicht sollte ich Lynn Viehl mal fragen, was in meiner Aufzählung fehlt?

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