Donnerstag, 31. Dezember 2009

Lynn Viehl: Twilight Fall

Valentin Jaus ist ein Vampir, aber auch ein Wohltäter, der unter anderem eine Reha-Klinik betreibt. Besonders glücklich ist er nicht, denn obwohl er reich und mächtig ist, leidet er darunter, daß seine große Liebe sich für einen anderen Mann entschieden hat, und daß einer seiner Arme seit einem Fechtkampf mit seinem Nebenbuhler gelähmt ist. Liling Harper arbeitet in seiner Reha-Klinik. Unter anderem kümmert sie sich um die Gärten, denn sie hat ein phantastisches Talent, alles zum Blühen zu bringen. Doch Liling hat ein Geheimnis: eine übersinnliche Begabung, derentwegen sie von derselben Geheimorganisation verfolgt wird, die auch hinter Valentin Jaus und den anderen Vampiren bzw. Darkyn her ist. Liling will vor der Organisation fliehen und landet in Valentins Privatflugzeug, mit dem sie in einem unbesiedelten Gebiet abstürzen. Und von da an wird es richtig gefährlich...

Twilight Fall ist das 6. und vorletzte Buch aus Lynn Viehls Darkyn-Reihe und endlich mal wieder ein richtig spannender und mitreißender Vampir-Roman. Von Evermore, dem 5. Buch aus der Reihe, war ich ziemlich enttäuscht, das war ziemlich langweilig und die Hauptpersonen unsympathisch - und wie zum Geier spricht man Jayr aus??? (Das ist der Name der Heldin aus Evermore). Egal; Liling und Valentin sind für mich zwar auch nicht gerade die Sympathieträger des Jahres, aber ihre Geschichte ist wirklich äußerst spannend.

Man muß es Lynn Viehl lassen: sie kann eine gut durchdachte, komplexe Handlung planen und schreiben wie kaum ein anderer Schriftsteller bzw. Schriftstellerin. Es gibt Wendungen und Windungen der Handlung, die einen völlig überraschend treffen und mit denen man nie gerechnet hätte, aber das ganze scheint niemals dumm, unlogisch oder an den Haaren herbeigezogen zu sein. Respekt! Wenn eine Schriftstellerin so begabt ist, kann ich mich als Leserin beruhigt zurücklehnen und selbst die abenteuerlichsten, haarsträubendsten Ereignisse genießen, ohne jemals zu denken: jetzt hör schon auf, das hab ich doch jetzt nicht wirklich gelesen! Willst du mich verarschen oder meine Intelligenz beleidigen?

Die Geheimorganisation Brethren spielt in Twilight Fall endlich mal wieder eine aktivere Rolle, und ihre Aktionen werden immer fieser und finsterer. Ich weiß, daß diese Brethren vielen Lesern der Darkyn-Reihe auf die Nerven gehen, aber ich finde sie als Handlungselement ganz interessant. Was wäre denn ein Vampirbuch ohne Antagonisten?

Auch meine Lieblings-Romanheldin Alex aus dem ersten Darkyn-Buch If Angels Burn ist mit von der Partie, und das ist auf jeden Fall klasse. Sie ist klug, selbstbewußt und läßt sich von nichts und niemandem unterkriegen. Wenn Lynn Viehl mal ein weiteres Buch mit ihr als Protagonistin schreibt, werde ich das auf jeden Fall lesen.

Soviel zu den positiven Seiten des Buchs, aber es gab ein paar Dinge, die mich davon abgehalten haben, in halt- und hemmungslose Begeisterung auszubrechen.

Da ist zunächst mal der Held, Valentin Jaus. Dieser Valentin ist in den anderen Büchern dieser Serie ebenfalls aufgetaucht, und von den Beschreibungen in diesen Büchern hatte ich von ihm immer den Eindruck eines netten, höflichen, anständigen und ziemlich zurückhaltenden und introvertierten Mannes, der Wert auf formelle Kleidung (d. h. Anzug und Krawatte) und ausgezeichnete Umgangsformen legt. Im Vergleich zu den meisten Macho/Alpha/Muskelprotz-Liebesromanhelden schien er eher klein und schlank zu sein.

In Twilight Fall ist alles anders. Nicht, daß er plötzlich anfängt, in einem fleckigen Doppelripp-Unterhemd mit einer Pulle Bier auf der Couch zu sitzen und dabei zu rülpsen und zu furzen. Das hätte das Buch wahrscheinlich ein wenig schwer verkäuflich gemacht. Aber in Twilight Fall ist er ein irre gut aussehender Typ, bei dessen Anblick alle Mitarbeiterinnen der Reha-Klinik, einschließlich Liling, vor Begeisterung dahinschmelzen. Obendrein wird sein Aussehen auch noch als "an Prince Charming erinnernd" beschrieben, wobei ich dann natürlich gleich an den eher nicht besonders heldenhaften Prince Charming aus Shrek 2 denken mußte.

Und dann die Sexszenen. Ich hätte nie gedacht, daß ich das mal sagen würde, aber es gibt tatsächlich Bücher, die ohne Sexszenen besser wären. Auf die letzten zwei oder drei Bücher von Lynn Viehl trifft das auf jeden Fall zu. Nachdem sich mir beim Lesen von Shadowlight angesichts eines besonders beknackten Dialogs schon die Zehennägel aufrollten, wurde ich in Twilight Fall zur unwilligen Zeugin von Bissen in Genitalien und eigenartigen Dominanz-Spielen. Es soll ja jeder im Schlafzimmer/in der Badewanne/auf dem Kundenklo des Real-Supermarkts mit seiner Partnerin oder seinem Partner machen was er will und was der Verbandskasten verkraftet, aber ich will sowas wirklich nicht lesen. Da sollte doch zumindest mal ein Wort der Warnung auf dem Buchcover angebracht werden.

Insgesamt fand ich Twilight Fall allerdings sehr unterhaltsam, und das ist schließlich die Hauptsache.

2 Kommentare:

  1. Ach, herrlich! Ich liebe deine Rezensionen!
    Bei dem "fleckigen Doppelripp-Unterhemd" hätte ich mich schon wieder wegschmeißen können!

    Gutes neues Jahr!

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  2. Danke, Sarah :-) Freut mich, daß dir das Lesen Spaß macht! Ich wünsche dir auch ein gutes neues Jahr!

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