Sonntag, 30. Mai 2010

Karen Rose: You Can't Hide

Tess Ciccotelli ist eine Psychiaterin, die auch Gutachten für das Gericht erstellt. Früher war sie bei der Polizei sehr beliebt, doch in letzter Zeit hat sich das geändert, denn aufgrund eines ihrer Gutachten konnte ein perverser Verbrecher nicht wegen Mordes verurteilt werden. So wird Tess auch schnell verdächtigt, als mehrere ihrer Patienten auf perfide Weise in den Selbstmord getrieben werden. Doch Tess ist unschuldig, und nach und nach werden auch ihre Freunde und Bekannten zum Opfer grausamer Morde. Die Polizei steht vor einem Rätsel, und Detective Aidan Reagan, der sich in Tess verliebt hat, hat alle Hände voll damit zu tun, einerseits Tess zu beschützen und andererseits die Verbrechen aufzuklären...

Karen Rose war meine Romantic Suspense-Entdeckung des Jahres 2009, und auch You Can't Hide ist kein mieses Buch. Es ist aber deutlich schwächer als die anderen beiden ihrer Bücher, die ich gelesen habe. Die Protagonisten Tess und Aidan sind liebenswert und sympathisch (nun, Aidan vielleicht etwas weniger als Tess), die Verbrechen haarsträubend und die Darstellung der Polizeiarbeit als Teamwork spannend. Aber: die Geschichte hat so viele logische Löcher wie die Straßen Dortmunds nach dem letzten Winter Schlaglöcher haben. Also ziemlich viele und ziemlich tiefe. Und ich wußte schon nach wenigen Seiten, wer Tess' Patienten und Freunde meuchelt.

Zu Anfang des Buches wird eine von Tess' Patientinnen dazu gebracht, sich vom Balkon ihrer Wohnung in die Tiefe zu stürzen. Einige Minuten vorher bekommt Tess einen Anruf, angeblich von einer besorgten Nachbarin der Patientin, und eilt dorthin. Natürlich kommt sie zu spät und kann nicht mehr verhindern, daß die Frau in den Tod springt. Es gibt noch zwei weitere Tode mit einem ähnlichen Ablauf. Dennoch interessiert sich die Polizei niemals ernsthaft für diese Anrufe. Ich hätte mich an ihrer - und natürlich auch an Tess' Stelle - doch sofort gefragt, woher diese Nachbarin überhaupt wußte, daß die Selbstmörderin zu einer Psychiaterin geht, zu welcher Psychiaterin sie geht, und wieso sie die Telefonnummer der Psychiaterin ihrer Nachbarin in ihrem Handy gespeichert hat und dort bei Bedarf sofort anrufen kann. Das ist mehr als unwahrscheinlich und hat mich die ganze Zeit beim Lesen sehr gewurmt.

Aidan selbst ist, wie ich schon sagte, ganz okay als Romanheld, aber er handelt viel zu oft impulsiv und läßt sich von seinen Gefühlen leiten. Ich würde mir doch wünschen, daß die Polizei mit kühlem Kopf und pragmatischer Denkweise an der Aufklärung von Mordfällen arbeitet. Aidan dagegen haßt Tess, weil wegen ihr ein Verbrecher nicht verurteilt werden konnte! Er begehrt sie, weil sie so hübsch ist! (Und zwar auch dann, wenn sie sich gerade erst Gehirnmasse und Blutspritzer des neuesten Mordopfers abgewaschen hat). Sie muß unschuldig sein, weil sie beim Anblick der Leiche so betroffen geguckt hat! Sie muß ein Snob sein und seine Familie verachten, weil sie selbst in einer teuren Wohnung wohnt und ein großes Auto fährt! Tja, ich schätze, mir selbst wäre der Typ zu anstrengend.

Ich werde auf jeden Fall weiter Bücher von Karen Rose lesen, aber dieses hier kann ich nicht weiterempfehlen.

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