Sonntag, 29. August 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold - 13

Ich hab's ja diesmal lange geschafft, mich von dieser...äh...literarischen Erfahrung fernzuhalten! Okay, wo waren wir? Bösewicht Rafe hat den guten alten Onkel Cal entführt und ihn erstmal an den Handgelenken aufgehängt. Für Onkel Cal die perfekte Gelegenheit, sich in einer Rückblende in Kursivschrift an die gute alte Zeit zu erinnern. Damals hat es nicht nur Onkel Cal mit Isabelles Mama getrieben, sondern ihr angeblicher Papa James (und Onkel Cals bester Kumpel) war auch spielsüchtig. Tsk tsk. Aber es kommt noch schlimmer: um Spielschulden zu bezahlen, hat James an einen afrikanischen Kriegsherrn Waffen verkauft, und als dieser Handel aufflog, wurde Kevin, dem Bösewicht Rafe sein Papa, der Untat bezichtigt. James hatte ihn hereingelegt! Die ganze Geschichte erzählt Cal Rafe, und irgendwie muß sie sich wohl über telepathische Wellen oder die Bildzeitungs-App oder was auch immer unter allen Charakteren des Buchs verbreiten, denn plötzlich weiß auch Jake davon. Aber: wat nu?

Na was wohl? Isabelle läßt Jake wissen, daß sie sich fortan bis zur Festnahme Rafes vom FBI beschützen lassen wird, während Jake darüber nachdenkt, wie er Rafe finden und Onkel Cal befreien kann. Dann kommt ein weiterer unvermeidlicher Dialog über Isabelles Selbstfindungstrip und ihre und Jakes Beziehung (ich habe nicht mitgezählt, schätze aber, daß es das etwa 583. Gespräch dieser Art in den 370 Seiten dieses Buchs sein dürfte). Und natürlich bleibt auch noch mehr als genug Zeit für 'ne schnelle Nummer:

"I do love you."
He swallowed hard. "That scares me more than anything. But fuck, Isabelle, I do love you."
She smiled, the first real smile he'd seen all day, since the insanity began. "'But fuck, Isabelle, I do love you'?" she repeated. "You know, only coming from you could that actually sound romantic."
And he laughed and she laughed and that felt good. Real.
He took the gun out of his pants and laid it on the table.
"The safety's not on", he said, and then he let her push him so he was flat on his back on the bed.

Ah. Wie ergreifend. Was könnte sich eine Frau denn mehr wünschen als einen Typen, der beim Sex sogar die Waffe ablegt?

Wenig später wird Isabelle von einem FBI-Agenten abgeholt und in einem Auto weggebracht. Nach ungefähr 500 Metern fängt sie an zu quengeln, es sei ein Fehler gewesen und man möge sie sofort zu Jake und seinem Haus zurückbringen - aber zu spät: der FBI-Agent hat plötzlich ein Einschußloch im Kopf, und der Fahrer des Wagens stellt sich als Rafe heraus.

Leider hat Rafe wie so viele Buch- und Filmschurken das dringende Bedürfnis, seine Opfer noch in epischer Breite über seine Pläne für weitere Untaten zu informieren. Deswegen sieht er auch davon ab, mich von meinem Leid zu erlösen, indem er Isabelle unverzüglich an Ort und Stelle meuchelt. Stattdessen erzählt er ihr von seinen Plänen, Jake und Onkel Cal um die Ecke zu bringen und Isabelle mit nach Afrika zu nehmen.

Also mal ehrlich. Was zum Teufel wollen all die Typen in diesem Buch mit dieser Nervensäge Isabelle? Wenn ich ein Mann wäre, würde ich die noch nicht mal anrühren, wenn sie wie Salma Hayeks hübschere Schwester aussähe, eine eigene Brauerei besäße und jeden Tag in roten Seidendessous das ganze Haus putzen würde!

Natürlich läßt es sich Isabelle auch jetzt nicht nehmen, ihre innere Frau Kalwass heraushängen zu lassen, und während Rafe sie an einem Baum festkettet, läßt sie ihn in ihrer unendlichen Güte an ihrer Weisheit teilhaben:

"You can't blame your life on other people", she told him.
He took a few steps toward her, grabbed her ankles and began to chain her to the nearest tree. He grabbed her already bound wrists and wrapped the metal shackles around them.
"Your father and your uncle - or should I say,your two fathers - ruined my life. Do you know what kind of monsters raised me, Izzy?"
"I know you had all the chances in the world to make something of yourself. I know that every man's worth more than the very worst thing he's ever done - it's not too late for you, Rafe."

Sekunden später hat Rafe die zweifelhafte Ehre, der erste in diesem Buch zu sein, der etwas sinnvolles tut: er knebelt Isabelle. Hätte er das mal schon viel eher getan.

Nun taucht Jake auf, der sich, wie sich herausstellt, im Kofferraum des FBI-Autos versteckt hatte. Es folgt der unvermeidliche "Isabelle ist mein - nein, mein - nein mein, und außerdem sollen alle leiden, weil ihr Vater meinen Vater um die Ecke gebracht hat - bla, bla"-Dialog. Blöd, daß gerade kein Schnee zu liegen scheint, denn sonst hätten sie sich das ganze sparen und einfach gucken können, wer ein größeres Loch in den Schnee pinkeln kann.

Offenbar bin ich jedoch nicht die einzige, die von dem ganzen Geschwafel genervt ist, denn Jakes Kumpel Nick erscheint aus dem nichts und erschießt Rafe ohne weitere Umschweife. Bravo, Nick! Wenn du Jake und Isabelle jetzt vielleicht noch dazu überreden könntest, ein Schweigegelübde abzulegen...? Nein? Na ja, einen Versuch war es wert.

Tja, eigentlich könnten jetzt alle in den Sonnenuntergang reiten und bis an ihr Lebensende tiefschürfende Gedanken über ihre jeweiligen Beziehungen austauschen, wenn sie nicht gerade das amerikanische Militär für seine gelungene Ausbildung 15jähriger Knaben zu perfekten Kampfmaschinen bewundern, wenn nicht...tja, wenn es nicht noch ein klitzekleines Problem gäbe. Der soeben sang- und klanglos verblichene Rafe hat nämlich mehrere Sprengsätze versteckt, die jederzeit explodieren könnten. Nun muß Isabelle am Baum gefesselt bleiben, bis sie alle gefunden und entschärft wurden. Wenn Jake schlau wäre, hätte er auch den Knebel in ihrem Mund gelassen - aber schließlich haben wir ja mittlerweile gelernt, daß es nicht seine intellektuellen Kapazitäten sind, die ihn so bewundernswert machen, nicht wahr?

3 Kommentare:

  1. Ich gestehe, dass ich mich schon ein paar Tage vor dem Lesen dieses Beitrags drücke. Dieses Buch sollte wirklich kein Mensch lesen!

    Gibt es eigentlich irgendeinen auch nur annähernd logischen Grund, warum sich Jake im Kofferraum versteckte, den Tod eines FBI-Typen einfach so in Kauf nahm und erst die "Jack in the Box"-Nummer bringt, als seine Bella schon am Baum klebt?

    Ich kann mich deinem Wunsch nach einem Massaker durch Nick nur anschließen! Und dann sollte er bitte noch die Autorin fesseln und knebeln, auf dass sie nie wieder so ein Buch schreiben kann!

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  2. Also Winterkatze, das irische Buch, mit dem du deine Leser beglückst, ist aber auch nicht von schlechten Eltern ;-)
    Ich hab keine Ahnung, warum Jake sich im Kofferraum versteckt hat und erst rausgekommen ist, als Isabelle an den Baum gefesselt wurde. Vielleicht mußte er erst a) die Welt retten oder b) längere Zeit darüber nachdenken, ob es nicht vielleicht zu un-machohaft ist, sich in einem Kofferraum zu verstecken??

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  3. Ach, das irische Buch ist doch noch ganz harmlos. :D Auch wenn das heutige Kapitel wieder Spaß gemacht hat. *g*

    Aber Jake und Isabelle sind wirklich schrecklich. Auch wenn du gewiss recht hast, Jake wollte sich bestimmt nicht dabei erwischen lassen, wie er ganz unmännlich aus dem Kofferraum krabbelt! Das wäre mit seinem Ego nicht vereinbar gewesen und somit war es natürlich vollkommen vertretbar, dass ein Kollege gekillt und seine Liebste bedroht wurde. ;D

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