Sonntag, 26. September 2010

Shiloh Walker: Broken

Quinn Rafferty, ein ehemaliger Soldat mit einer schlimmen Kindheit, der jetzt als Kopfgeldjäger arbeitet, läßt kaum einen Menschen an sich heran. Aber als er seine neue Nachbarin Sara Davis trifft, ist er hin und weg, und die beiden beginnen eine heiße Affäre. Quinn und Sara verlieben sich ineinander, doch sie sprechen niemals über ihre jeweilige Vergangenheit oder Zukunft, und so wissen sie kaum etwas von einander. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Sara sieht sich gezwungen, die Flucht zu ergreifen, und Quinn bekommt einen neuen Auftrag von seinem Chef: er soll für einen Millionär dessen entlaufene Frau finden. Von da an wird es kompliziert...

Cleopatra vom lesenswert-empfehlenswert Blog hat eine sehr positive Rezension zu diesem Buch gepostet, woraufhin ich zunächst den Vorgängerband, Fragile, gelesen habe. Fragile hat mir sehr gut gefallen, und so dauerte es nicht lange, bis ich mir auch Broken bestellte und sofort anfing zu lesen.

Anfangs war ich ganz begeistert. Sara und besonders Quinn sind sympathische Charaktere, die zwar leidend sind, aber versuchen, mit ihren Schicksal so gut wie möglich klarzukommen. Ihren Sinn für Humor haben sie ebenfalls nicht verloren, und so plätschert erst einmal alles in Richtung eines richtig schönen Happy Ends.

Bis zu den schicksalhaften Ereignissen auf Seite 200, denn da verwandelt sich Quinn von einem ziemlich verschlossenen, aber ganz anständigen Typen in ein Riesenarschloch und einen miesen Heuchler. Um das zu erklären, muß ich jetzt mal einen kleinen Spoiler von mir geben, also wer das nicht möchte, möge bitte weggucken, okay?

Als nämlich Quinns Chef ihn bittet, die verschwundene Millionärsgattin ausfindig zu machen, zögert Quinn erst einmal: was, wenn der Millionär ein Fiesling ist, der seine Frau gequält und gedemütigt hat? Was, wenn sie einen richtig guten Grund hatte, zu verschwinden? Nach einigem Hin und Her willigt Quinn ein, nach der Frau zu suchen - aber er nimmt sich vor, sie zu fragen, warum sie nicht zu ihrem Mann zurückwill, und ihr evtl. andere Möglichkeiten zu eröffnen: Scheidung beantragen, Frauenhaus usw. Er plant nicht, die Frau gegen ihren Willen zu ihrem Mann zu bringen.

Wir merken: bei einer völlig Unbekannten zieht der gute Quinn in Erwägung, daß es vielleicht die Frau ist, der Unrecht getan wurde.

Dann sieht er ein Foto der getürmten Millionärsfrau und meint, Sara zu erkennen. Sofort bekommt er einen Wutanfall, dessen sich selbst der unglaubliche Hulk nicht schämen müßte, und tobt vor sich hin: Sara hat ihn belogen, betrogen, ist - oh mein Gott!!! - mit ihm in die Kiste gehüpft, obwohl sie verheiratet ist, hat ihren Mann bestohlen usw. usw. Diese unwürdige Schlampe!

Jetzt hat Quinn natürlich nichts eiligeres zu tun, als Sara an einer Bushaltestelle ausfindig zu machen und mit sich zu zerren. Die beiden nehmen sich ein Hotelzimmer, Quinn nimmt Sara ihr Geld und ihr Handy weg, und die beiden haben Ich-hasse-dich-aber-du-machst-mich-so-scharf-daß-ich-die-Finger-nicht-von-dir-lassen-kann-Sex.

An dieser Stelle hätte ich mich beinah selbst in den unglaublichen Hulk verwandelt. Wie kann sich ein Buch innerhalb weniger Seiten von "echt gut" in "höchstens noch als Grillanzünder tauglich" verändern? Und warum ändert sich Quinn von einem anständigen Menschen in so ein Mega-Arschloch? Ich hasse so etwas.

Von da an war es eigentlich eine Qual, das Buch zuende zu lesen, aber weil ich den Schreibstil der Autorin wirklich mag, habe ich es irgendwie durchgehalten.

Es passiert aber auch nicht mehr allzuviel. Irgendwann bevor sie beim fiesen Millionär ankommen, läßt Quinn Sara frei, verfolgt sie aber, um zu gucken, was passiert. Es gibt eine Konfrontation mit Sara, dem fiesen Millionär und dessen angeblich zukünftiger Verlobter, die überaus unspektakulär ist. Ich würde sogar sagen, antiklimaktisch, wenn ich wüßte, wie man das richtig schreibt.

Die Luft ist an dieser Stelle schon längst aus dem Buch raus, und dem Happy End habe ich nur noch ein sehr mildes Interesse entgegengebracht.

Ab Seite 200 von insgesamt 327 Seiten war Broken ein totaler Flop, aber falls Shiloh Walker noch mal ein interessant klingendes Buch veröffentlichen sollte, werde ich es dennoch lesen. Fragile und die ersten 200 Seiten von Broken zeigen ja, daß sie wirklich tolle Bücher schreiben kann, wenn sie nur will!

3 Kommentare:

  1. Neinneinnein - ich will das nicht lesen! Ich hab jetzt gaaanz schnell nach unten gescrollt, ich will (noch) nicht wissen, was dich so immens gestört hat.
    Ich hab "Fragile" noch immer hier liegen...
    Falls du "Broken" loswerden willst, bitte E-Mail!

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  2. Klingt wirklich schrecklich – Quinns Verhalten würde mich auch maßlos aufregen.

    Wie gut, dass ich mich ausnahmsweise mal nicht habe anstecken lassen von der um sich greifenden Begeisterung für das Buch! *lach*

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  3. Irina, soweit ich weiß, bist du gegen Romantic Suspense-ähnliche Bücher doch sowieso "immun"
    ;-)

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