Sonntag, 20. März 2011

Jo Davis: Ride The Fire

Sean Tanner hat einiges hinter sich: er war im (ersten) Irak-Krieg, wo sich einige grauenhafte Dinge abspielten, die überhaupt nichts mit den Irakern oder islamischen Terroristen zu tun hatten. Er mußte feststellen, daß sein bester Freund nicht der Mensch war, für den er ihn hielt. Später wurde Sean Feuerwehrmann, hatte eine Ehefrau - mit der er nicht allzu glücklich war - und zwei Kinder, die er über alles liebte. Dann jedoch starben die Frau und die Kinder in einem entsetzlichen Unfall, während Sean hilflos zusehen mußte. Aus Kummer und Gram wurde er zum Alkoholiker. Jetzt ist Sean nach einer Entziehungskur jedoch bereit, seine Arbeit wieder aufzunehmen und seinen Problemen beherzt entgegenzutreten. Doch wie soll er sich gegenüber seiner Arbeitskollegin Eve Marshall verhalten, für die er plötzlich mehr empfindet, als er es je für möglich gehalten hätte? Und wer will Sean fertig machen, indem er ihm geheimnisvolle Pakete schickt, die ihn an seine Vergangenheit erinnern?

Ich mochte das Buch, es hat mich gut unterhalten. Nur habe ich keine Ahnung, warum das so ist. Sean, seine Feuerwehr-Kollegen sowie Eve und ihre Mutter sind liebenswerte, sympathische Charaktere. Es gibt auch nicht viele Szenen, wo ich mit den Augen gerollt und gedacht hätte: oh Mann, du Dumpfbacke. Mußte das jetzt sein? Aber Ride The Fire ist so unglaublich vorhersehbar. Ungefähr von Seite 3 an hätte ich die komplette Handlung mühelos und in wohlgewählten Worten widergeben können, ohne das Buch vorher gelesen zu haben. Ich kannte es so gut, als hätte ich es selbst geschrieben. Das liegt daran, daß weder die Handlung noch die Charaktere auch nur irgend etwas neues oder ungewöhnliches bieten.

Warum also hat mir das Buch gefallen, und sogar so gut, daß ich mir bei meinem letzten Amazon-Kaufrausch direkt noch ein weiters Buch von Jo Davis bestellt habe? Nun, ich weiß es gar nicht. Auf jeden Fall mag ich den Schreibstil, und die Charaktere - mit Ausnahme des Bösewichts, versteht sich - sind alle so nett. Und was den Bösewicht betrifft: an dessen Beschreibung während seiner Begegnung mit einer der guten Personen erkennt man auch gleich, was und wie er ist. Da gibt es nicht eine Sekunde des Zeifels. Ride The Fire zu lesen ist das literarische Äquivalent zu einem Tag, an dem man nach vielen anstrengenden Arbeitsstunden endlich nach Hause kommt und mit einem laut hörbaren Seufzer des Wohlbehagens in seinen Schlafanzug und ein paar warme, bequeme Pantoffeln schlüpft, bevor man sich aufs Sofa legt und erstmal alle viere von sich streckt.  Das ist wahrscheinlich nicht ganz der Effekt, den die Autorin mit ihrem Buch erzielen wollte - aber ich finde es gut, daß es solche Schlafanzug-und-Pantoffel-Bücher gibt. Wer so etwas sucht, ist hier wirklich gut aufgehoben; doch wer seine Bücher lieber mit den Attributen "neuartig", "überraschend" oder gar "wahnsinnig aufregend und noch nie dagewesen" beschreibt, sollte von Ride The Fire lieber die Finger lassen.

2 Kommentare:

  1. Ich gehöre auch zu den Leuten, die manchmal lieber ein nettes und vorhersehbares Buch lesen, bei dem man sich total entspannen kann. Allerdings muss ich dazu in der richtigen Stimmung sein - an kritischen Tagen fühle ich mich sonst von der Autorin veralbert. ;)

    Auf jeden Fall muss man bei solchen Büchern nicht begründen, warum sie einem so gut gefallen haben. Man darf sie einfach genießen. :D

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  2. Na ja, ich mag es eigentlich schon lieber, wenn ich nicht die komplette Handlung eines Buches kenne, bevor ich mehr als die ersten paar Seiten gelesen habe. Aber Ride the Fire fand ich irgendwie nett ;-)

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