Montag, 9. Juli 2012

Julie James: A Lot Like Love

Jordan Rhodes (das ist eine Frau, im Gegensatz zum berüchtigten Fat Father Jordan aus Dorothy Dunnetts House of Niccoló Reihe) besitzt eine Weinhandlung und ist die Tochter eines Milliardärs. Da sie außerdem jung, schön, beliebt und weitestgehend frei von physischen und psychischen Gebrechen ist, könnte sie eigentlich sehr glücklich sein, wäre da nicht die Tatsache, daß ihr Bruder wegen eines dummen Streiches, den er im Suff ausgeheckt hat, im Knast sitzt. Nun bekommt Jordan eine Chance: das FBI wird für die Freilassung ihres Bruders sorgen, wenn sie einen Abend lang auf einer Party vorgibt, einer der FBI-Agenten sei ihr Date, damit das Büro des Gastgebers mit einer Wanze ausgestattet werden kann. So lernt Jordan den Agenten Nick McCall kennen, den sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswürde - was aber nicht geht, denn zur Tarnung müssen die beiden länger als gedacht vorgeben, ein Paar zu sein. Und schon bald merken die beiden, daß sie doch recht gut zueinander passen...

Man kann es wirklich nicht anders sagen: Julie James schreibt sehr unterhaltsame Bücher mit sympathischen, erfrischend un-neurotischen Personen und fabelhaften Dialogen. Ob es möglich ist, daß die Tochter eines Milliardärs ganz nett, normal und überhaupt nicht arrogant ist? Keine Ahnung. Das nächste, was mich mit einem Milliardär verbindet, ist, daß ich jemanden kenne, der auf einer Party mal jemandem begegnet ist, der jemanden kennt, der auf der Hochzeitsfeier von Herrn Mittals Tochter war (für diese Feier wurde übrigens das Schloß von Versailles einige Tage lang gemietet. Man kann über diese Leute ja sagen was man will, aber sie scheinen zu wissen, wie man 'ne zünftige Party schmeißt). Wo war ich? Ach ja. Also, Julie James wird beim Schreiben des Buches in jedem Fall klar gewesen sein, daß ihre Leserschaft wohl eher spärlich ausfallen dürfte, wenn die Buchheldin eine zickige Tussi wäre, die täglich stundenlang über ihre Fingernägel nachdenkt, einen Chihuahua in ihrer Handtasche mit sich rumschleppt und dann und wann ein gruseliges Sexvideo von sich selbst veröffentlicht, um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Also ist Jordan nett und normal, zumindest was das Verhalten und Auftreten betrifft. Das Aussehen ist wieder was anderes, aber dazu kommen wir gleich.

Agent Nick McCall ist auch ein ganz netter Kerl, der seine italienische Klischee-Familie über alles liebt. An ihm als Held habe ich überhaupt nichts auszusetzen, ebensowenig wie am schleimig-fiesen Bösewicht des Buches, der sich angemessen schleimig-fies und bösartig verhält.

A Lot Like Love könnte tatsächlich ein perfektes Buch sein, wenn seine Protagonisten nicht zu perfekt wären. Das ist das einzige, was mich ein ganz klitzekleines bißchen stört: Julie James' Helden und Heldinnen sind immer so fürchterlich schön und attraktiv und selbstbewußt, daß Normalsterbliche dagegen klein und schäbig wirken. Jordan sieht beispielsweise wie Grace Kelly aus. Nun bin ich ja sehr dafür, daß Romanheldinnen über ein gesundes Selbstbewußtsein verfügen und sich nicht als dumpfbackige Fußabtreter für ihre Helden aufopfern. Aber hier wäre weniger mehr gewesen. Jordan hätte doch wenigstens mal einen Pickel bekommen oder Nick anmaulen können, weil sie ihre Tage bekommt, um natürlich anschließend ein schlechtes Gewissen zu haben. Und Nick hätte beispielsweise - ich weiß nicht, vielleicht ein paar verirrte Augenbrauenhaare über seiner Nase wegzupfen oder seinen Sixpack durch den Verzehr einer Dönertasche nebst anschließendem Knoblauchduft in Gefahr bringen können. Wer weiß, womöglich hätte er dann sogar ein bißchen gesungen: "Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner..."

Ach, egal. Ich habe großen Spaß beim Lesen von A Lot Like Love gehabt, und das ist schließlich die Hauptsache.

2 Kommentare:

  1. Ich muss zugeben, dass diese superperfekten Figuren mit eine Grund dafür sind, dass ich zur Zeit so gar keine Lust auf eine bestimmte Sorte von Liebesromanen habe. Egal wie nett die Geschichte drumherum ist, ich bin gerade zu schnell genervt von so viel Perfektionismus (und den glücklichen Zufällen, die gerade dann passieren, wenn die Charaktere mal dann doch Pech im Leben haben). ;)

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  2. Zum Glück gibt es ja für jede Stimmung das richtige Buch ;-)

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